Praxis für Psychosomatische Medizin
Psychotherapie - Psychoanalyse


Dr. med. Bernhard Palmowski, Berlin

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ZDF: Sonntags,  17.5.2009

THEMA: Gesundheit und Gemeinsamkeit



Gemeinsam statt einsam
von der Kraft des Zusammenlebens

Autoren: Angelika Wörthmüller und Enrico Demurray



Partner, Freunde, Verein: Gemeinschaften erhöhen unser Wohlbefinden. Studien zeigen: Wer sein Leben mit anderen teilt, bleibt eher gesund. Und dafür braucht es nicht den perfekten Partner, auch andere soziale Beziehungen können heilsame Kraft entfalten

Jeden Montag hat Ilse Lamberti einen festen Termin, die Senioren-Disco in Berlin-Steglitz. Mit Hits aus den 50er und 60er Jahren bittet der DJ auf die Tanzfläche. Männer sind hier leider Mangelware. Das stört Ilse Lamberti. Als ihr Ehemann noch lebte, tanzte sie nur mit ihm. Doch es geht auch ohne männlichen Tanzpartner. "Am Anfang denkt man, um Gottes Willen, du sollst mit einer Frau tanzen? Aber dann macht man es einfach. Man will ja nicht nur Zuhause sitzen."

Und die Begeisterung ist am Ende groß. "Wir sind so glücklich hier, da vergessen wir die ganze Welt", sagt eine Tanzpartnerin und strahlt über das ganze Gesicht. Glück färbt ab. Denn ob wir uns glücklich fühlen, hängt davon ab, ob wir mit Menschen zusammen sind, die auch glücklich oder froh sind. Neueste Studien zeigen, ein Lebenspartner ist wichtig, aber noch wichtiger scheint Freundschaft zu sein.


Soziales Erleben stärkt das Immunsystem

Zusammen etwas Schönes erleben, ist nicht nur ein angenehmer Zeitvertreib. Die Bedeutung von Gemeinschaft, ob in der Familie oder im Freizeittreff, wurde lange kaum beachtet. Erst in jüngster Zeit untersuchten Wissenschaftler, welchen Einfluss sie auf unser gesamtes Leben haben.

"Heute ist mit empirischen Befunden gut belegt, dass für die Gesundheit, nicht nur die üblichen Dinge, wie Blutdruckkontrolle, Bewegung, nicht Rauchen, wichtig sind, sondern ein herzliches Zusammenleben. Unter rein nüchternen, gesundheitlichen Gesichtspunkten ist es genauso wichtig wie Familie, Kinder, Freunde und Nachbarschaft", sagt der Psychtherapeut Bernhard Palmowski. Soziales Erleben und Gemeinschaft wirke vor allem auf das Immunsystem und lasse Infektionskrankheiten oder auch entartete Tumorzellen besser abwehren.

Bernhard Palmowski: Gutes Zusammenleben macht gesund.


Freunde als wichtige Stütze

Fühlen wir uns vertraut, schüttet unser Nervensystem Bindungshormone und den Belohnungsbotenstoff Dopamin aus. Das hilft uns zu entspannen. Besonders gut funktioniert das im Rhythmus musikalischer Klänge. Gemeinsam Musik machen verbindet und schafft eine ausgelassene Stimmung, ganz ohne Alkohol. "Musik ist etwas unglaublich gemeinschaftstiftendes", so Palmowski. "Wer selber Musik macht, weiß, welch rauschhaftes Gefühl das sein kann, im Zusammenklang mit anderen Musik zu erzeugen. Es ist etwas ganz tief in uns Verwurzeltes."

Ob verheiratet oder Single, für jeden ist es wichtig, Freundschaften zu pflegen. Und wenn die Partnerschaft in die Brüche geht, sind Freunde oft die entscheidende Stütze. "Die Chance, Konflikte in der Ehe oder der Familie aufzufangen, ist umso größter, je mehr andere Gruppeneinbindungen da sind", sagt Palmowski. Doch immer mehr Menschen in Deutschland gehen festen Verbindlichkeiten aus dem Weg, vereinsamen. Den Schritt auf andere zu schaffen sie nicht. Bislang galten die Deutschen als die Vereinsmeier schlechthin, doch leiden Vereine seit längerem unter Mitgliederschwund. Feste Strukturen schrecken ab.


Wer gibt, empfängt

Doch es bilden sich zunehmend neue Formen des Zusammenseins heraus. Etwa beim gemeinsamen Boule-Spiel vor dem Schloss Charlottenburg in Berlin. Auch wenn die Organisationsform lose ist, so können sich daraus dennoch dauerhafte Beziehungen entwickeln. Und vielleicht lässt sich auch so der Partner fürs Leben finden: "Meine Frau habe ich vor zehn Jahren am Boule-Platz kennen gelernt", sagt einer der Spieler.

Ein anderer Weg ist, notleidenden Menschen zu helfen. Barbara Hannemann sammelt ein Mal in der Woche Lebensmittel für Bedürftige. "Meine Arbeit für die Berliner Tafel ist wirklich sinnvoll, das ist das Schöne", sagt sie. Fast 150 Menschen sind an diesem Nachmittag in die evangelischen Pauluskirche gekommen. Je mehr die Ehrenamtlichen von den Lebensmitteln verteilen, umso zufriedener sind sie. Denn sie sehen, dass ihr Engagement unmittelbar etwas bewirkt. Die Bilanz der Gemeinsamkeit fällt denn auch günstig aus: Wer anderen von seiner Zeit gibt, verliert nicht, sondern fühlt sich beschenkt.


von Angelika Wörthmüller und Enrico Demurray